Kritik- und Konfliktkompetenzen durch Angebote der politischen Bildung in Ostsachsen stärken

Projektantrag an das Landesamt für Schule und Bildung (LASuB)

Sonderzuschuss nach § 7 WbFöVO für die Haushaltsjahre 2024 und 2025

Schwerpunkt: politische Bildung

Projektlaufzeit: 01.01.2024-31.12.2025

Beschreibung des Projektes

Gerade in der aktuellen Situation nimmt die Bedeutung der politischen Bildung zu. In einer Welt, die zunehmend von einer (Un-)Ordnung und schnellem Wandel gekennzeichnet ist (Multilateralismus versus Multipolarität, Digitalisierung), werden deren Auswirkungen auf die Menschen in Ostsachsen im Spannungsfeld von Propaganda und Fake News, Bilder- und Informationsfluten sozialer Medien und radikalisierender Berichterstattung immer spürbarer. Die Folge sind eine zunehmende Skepsis gegenüber unserer demokratischen Grundordnung und eine sich ausbreitende Akzeptanz autoritärer Politikangebote. Damit einher geht eine zunehmende Veränderung der öffentlichen Debattenkultur, gekennzeichnet von Grenzverschiebungen des Sagbaren, stetigen Grenzübertretungen hinsichtlich des Unsagbaren und einer sich in Teilen polarisierenden Zivilgesellschaft auch auf kommunaler Ebene.

Die vergangene Corona-Situation hat diesen Trend noch verstärkt und deren Auswirkungen sind auch heute noch spürbar. Der Staat wird von Teilen der Bevölkerung in Ostsachsen zunehmend als handlungsunfähig und die Grundrechte einschränkend wahrgenommen. Dies führt zu einer Aufkündigung des für unsere Gesellschaft wichtigen Solidarprinzips – gesellschaftliche Gruppierungen (MigrantInnen, Menschen mit nichtheterosexuellen Orientierungen, politisch als andersdenkend Empfundene), werden zunehmend exkludiert, marginalisiert und desintegriert; demokratisch gewählte Vertreter/-innen und Aktive im politischen System in Frage gestellt – verbal, physisch und psychisch attackiert.

Mit dem Projekt wird daher ein Beitrag geleistet, die Menschen in Ostsachsen durch Angebote der Förderung einer demokratischen Debattenkultur und des Empowerments zu befähigen, sich Urteile und Wertungen über gesellschaftliche Fragestellungen zu bilden und sich selbstbewusst und –bestimmt in politische Prozesse aktiv einzubringen und so unser demokratisches Gemeinwesen weiterzuentwickeln.

Projektziele

  • Die Menschen in Ostsachsen sind über die Angebote der politischen Bildung in Ostsachsen informiert.
  • In den Kommunen in Ostsachsen (z. B. Ostritz) hat sich ein Bürgerdialog über wichtige Themen der kommunalen Entwicklung herausgebildet. Im Rahmen dieses Dialoges wurde eine demokratisch legitimierte Verständigung über Entwicklungsprioritäten und Lösungsansätzen erzielt.
  • Globale nachhaltige Entwicklungsperspektiven und –politiken werden diskutiert und als notwendiger Bezugsrahmen für regionale Entwicklungspfade akzeptiert. Es werden dadurch eigene individuelle Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, die in gesamtgesellschaftliches Engagement und die Übernahme von Verantwortung münden.
  • Die Angebote der politischen Bildung tragen dazu bei, den demokratischen Grundkonsens unserer Gesellschaft zu stärken. Die Teilnehmenden sind befähigt, sich für Toleranz und Menschenwürde sowie für die Durchsetzung der Menschenrechte gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einzusetzen.
  • Die Angebote unterstützen die Herausbildung einer sogenannten Lerngesellschaft, die sich vor allem über eine neue Lernkultur, das heißt über einen neuen Umgang mit Wissen und Kompetenzen, Lehren und Lernen definiert. Kennzeichen dieses Wandels von einer ‚Belehrungskultur‘ zur ‚Ermöglichungskultur‘ ist eine neue pädagogische Kultur der Vernetzung, Beteiligung und Nachhaltigkeit. Sowohl individuelles Lernen als auch gesellschaftliches Lernen wird zunehmend partizipatorisch definiert. Daher haben sich die Zielgruppen an der Planung, Durchführung und Evaluation der Bildungsangebote beteiligt. Zugleich erfolgte in den Bildungsangeboten ein Einsatz einer Vielfalt von Methoden, welche die Bedarfe und Fähigkeiten der Zielgruppen berücksichtigten.
  • Die Realisierung der Bildungsangebote erfolgte auf der Grundlage der Zusammenarbeit mit weiteren Bildungseinrichtungen der Region sowie externen Fachexpert/-innen.

Themenschwerpunkte und Inhalte

Folgende Themenschwerpunkte und Inhalte sind im Rahmen des Projektes vorgesehen:

  • Entwicklung einer demokratischen Streit- und Diskussionskultur in den Kommunen
  • Heimat und Identität im Kontext europäischer und globalgesellschaftlicher Wandlungsprozesse
  • Deutscher Kolonialismus und seine regionalen Ausprägungen
  • Kommunistische Diktatur (DDR)
  • Rechtsextremismus sowie populistische Strömungen
  • Rassismus und rassismuskritische Bildungsarbeit
  • Globale Entwicklung/Entwicklungszusammenarbeit
  • Regionalgeschichte und Erinnerungskultur (Revolution 1848/49 – Novemberrevolution)
  • etc.

Zielgruppen

Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Menschen des deutschen Teiles der Euroregion Neisse-Nisa-Nysa. Diese umfasst im Wesentlichen die Landkreise Görlitz und Bautzen. Entsprechend ihrer unmittelbaren Lebenswelt und ihrer sozio-kulturell-ökonomischen Verortung und Einbindung (ländlicher peripherer Raum mit Entwicklungsschwächen, Demografischer Wandel) werden für diese bedarfsspezifische Bildungsangebote der politische Bildung erarbeitet. Dabei fokussiert das Projekt vor allem auf folgende spezifische Zielgruppen:

  • Bürger/-innen der grenznahen Kommunen (z. B. Ostritz)
  • Schüler/-innen (ab 16 Jahren) sowie Lehrer/-innen aus ostsächsischen Schulen (Förderschulen, Oberschulen, Gymnasien)
  • Menschen mit (kognitiven) Beeinträchtigung ab 18 Jahre
  • Senior/-innen
  • Kommunalpolitiker/-innen.

Zudem richtet sich das Projekt an Mitarbeitende anderer Bildungseinrichtungen (insbesondere aus dem Bereich der Demokratiebildung) der Region.

Kontakt

Projektleiter
Ralf Ostrowski
Tel: 035823/77272
E-Mail: ostrowski@ibz-marienthal.de

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.